Gravity Review

Gravity

Wow, was für ein Film! Gestern haben wir Gravity in 3D und Dolby Atmos (endlich wieder Tontechnik-Trailer vor dem Film!) erlebt und ich bin begeistert. Ein Film, den man auf der größten Leinwand und dem lautesten Soundsystem, die man zur Verfügung hat, sehen und hören muss, denn schließlich besteht er größtenteils aus Effekten. Sandra Bullock und George Clooney könnten sonst vermutlich nicht glaubhaft genug als zwei im Weltraum fallende Astronauten dargestellt werden.

Das klappt auch ganz gut so weit. Natürlich gibt es hier und da einige Probleme mit der Physik (dazu gleich mehr), aber der Film soll ja auch kein Dokumentarfilm sein. Aus dem Trailer bekannt weiß man, die Ruhe am Anfang wird gleich durch die Zerstörung ihres Raumfahrzeuges durch Satellitentrümmer und dem Davondriften von Frau Bullock zerstört werden. Von da an wird es zu einem Problemlöserfilm und ist mit seinen nur 90 Minuten (interessanterweise ziemlich genau ein Umlauf der ISS) extrem kurzweilig umgesetzt. So sehr wie in Gravity habe ich mich schon lange nicht mehr bei einem Film in die Armlehnen gekrallt und Weltraum, Science-Fiction, wohooooo! Mir hat es sehr gefallen :). Danke Alfonso Cuarón für dieses Computer generierte mit ausdrucksstarken Gesichtern von guten Schauspielern versehene Spektakel!

So und jetzt Spoileralarm!

Oben habe ich den Film als Science-Fiction bezeichnet. Warum? Weil trotz der äußerst realistischen Darstellung eines Weltraumabenteuers, doch ein paar Dinge in unserer Welt so nicht funktionieren. Die Anfangsszene zeigt die Astronauten bei der Reparatur vom Hubble Weltraum Teleskop. Hubbles Orbit ist praktisch kreisförmig in 560 Kilometer Höhe mit einer Bahnneigung von 28,5°. Die ISS fliegt in ca. 400 Kilometer Höhe mit einer Bahnneigung von 51,6°. Und trotzdem können sie die ISS praktisch neben sich fliegen sehen und mit ihrem Jetpack dorthin fliegen … one mighty Jetpack! Der Höhenunterschied ist nicht das Problem, aber einmal in einem Orbit, bleibt man in diesem Orbit … um von 51,6° auf 28,5° zu kommen braucht es – wenn ich mich nicht verrechnet habe – ein Delta-v von um die 3 km/s. Es ist in der selben Größenordnung wie ein Transfer aus einem niedrigen Erdorbit zum Mond und wieder zurück oder zum Mars hin oder gut ein Drittel des Schubs um von der Erde in diesen niedrigen Orbit zu kommen. One mighty Jetpack!

Dazu kommt, dass die chinesische Raumstation im Film natürlich auch den Orbit mit der ISS und Hubble teilt und es dorthin nur 100 Kilometer sind. In der Realität wäre sie mit einer Bahnneigung von 43° aber auch ziemlich weit weg. Clooney erwähnt außerdem noch er hätte einen TV Satelliten in den vorbeifliegenden Trümmern identifiziert, die ja eigentlich geostationär ein paar tausend Kilometer weiter oben schweben. Clooney … ja Clooney schnallt sich auch noch völlig unnötigerweise von Frau Bullock ab, obwohl es dazu kein Anlass gab (das Seil hatte bereits beide gestoppt, ein leichter Zug hätte beide zur Station befördert. Und hmm … was noch? Ach ja, der Weltraumschrott kommt ganze drei Mal vorbeigeflogen. Wie das, wenn seine Geschwindigkeit wesentlich höher als die der Protagonisten ist? Müsste dann nicht auch der Orbit höher werden?

Der Film macht es sich also ein wenig einfach mit den Transportmöglichkeiten im Weltraum. Dabei entspricht der Fahrzeugwechsel im Film in etwa dem Sprung aus einem Düsenjet, der in Nord-Süd-Richtung fliegt, auf einen anderen Düsenjet, der in Süd-Nord-Richtung fliegt und gerade einen anderen Kontinent überquert. Vollkommen unrealistisch also, aber im Weltraum halten wir es für möglich, dass man mit einem Feuerlöscher bremst und stets langsam genug ist um nur durch Hand ausstrecken und Zugreifen am Ziel andocken kann. Science-Fiction eben, trotzdem ist der Film einfach nur Wow! ;-)

Was meint ihr?

P.S.: Mit Kerbal Space Program gibt es übrigens einen sehr guten Weltraumsimulator, der einem schnell klar macht wie unsinnig Änderungen der Bahnneigung eines Orbits sind, wenn man nur begrenzt Treibstoff zur Verfügung hat ;-)


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