Internetfilterung

Vielleicht hat es noch jemand nicht mitbekommen … Ursula von der Leyen will das Internet zensieren filtern um Betrachter von Kinderpornografie das Leben schwer zu machen. Die Provider sollen dazu zunächst freiwillig Besucher solcher Seiten umleiten.

So weit so gut. Kinderpornografie ist böse. Terrorismus ebenso. Raubkopieren schon länger. Und Zensur auch meine liebe CDU-Politikerin! Denn es ist keine Filterung bei den bösesten Menschen dieser Nation, nein, bei jedem muss gefiltert werden … aber von der Leyen fantasiert da wild herum:

Die Familienministerin konterte in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ)“: „Das ist unzutreffend. Bei unserem Verfahren werden Anfragen, die sich auf Internetseiten mit kinderpornografischem Inhalt beziehen, lediglich umgeleitet. Eine Auswertung und Filterung der Internetkommunikation findet nicht statt.“

Ja was glaubt dieser „Noob“ denn wie so eine Umleitung funktioniert? Da gibt es keine kleine Kiste vor jedem Kinderpornoserver dieser Welt, die nur die Leute abweist, die tatsächlich dorthin surfen wollen. Nein, der gesamte Verkehr aller Kunden eines Providers muss durchsucht werden und wenn dort fragwürdige Webseiten im Datenverkehr auftauchen wird umgeleitet. Das ist ganz klar eine „Auswertung und Filterung“ … und Webseitenbetreiber dürfen nicht mal die IP-Adressen der Besucher speichern … sehr witzig!

Zum Glück sperrt sich wenigstens die Telekom dagegen. Vielleicht nicht nur weil sie als größter Provider einen unverhältnismäßig riesigen Aufwand betreiben müssten um alles zu filtern. Vielleicht haben sie ja wirklich etwas dagegen, dass solche Filter – einmal installiert – auch ganz andere Dinge filtern können. Vodafone und Kabel Deutschland haben da keine Bedenken :/

Wieso glauben Politiker und Manager eigentlich immer, dass solche Hämmer funktionieren? Wegen ein paar Perverslingen oder Übeltätern müssen alle dran glauben? Für oder gegen (wie auch immer) den Terrorismus gibt die Welt den Rest an Freiheiten auf und zahlende Kunden müssen sich schon seit einer ganzen Weile mit Kopierschutz herumärgern und sich überall ins Gewissen reden lassen. Das macht doch überhaupt keinen Sinn? Mann mann mann … alles abhören und aufzeichnen, könnte ja was sein … Webseiten sperren, könnte ja was sein. Killerspiele verbieten, sind schuld an allem. Wer gewinnt bei solchen Vorhaben eigentlich? Irgendwer muss doch davon was haben, dass alle darunter leiden müssen, weil einige wenige Mist bauen? Wer?

Ich könnt‘ mich aufregen und tue es viel zu selten.

Liebe Politiker, kümmert euch um die größeren Übel in unserer Welt. Natürlich ist Kinderpornografie böse, aber sind das Banker, die Milliarden verzocken, oder Raucher, die andere zunebeln, nicht auch? Oops, Kinderpornos mit Rauchern in Verbindung gebracht, welch böser Vergleich. Aber hey, die stellen uns alle unter Generalverdacht! Böser geht es gar nicht … /paranoia ;-)


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Kommentare

Eine Antwort zu „Internetfilterung“

  1. Avatar von CountZero

    öhm, hier muss ich dir mal deutlich widersprechen, was das thema filterung/zensur angeht.
    wie du ja weisst, sind mir datenschutz und imformationelle selbstbestimmung eigentlich auch ein herzensanliegen, jedoch ist eine filterung bestimmter hosts auf basis von deren IP-adresse möglich, OHNE dafür sämtliche kunden eines providers in sippenhaft zu nehmen! der trick in dem fall ist, nicht die unter zuhilfenahme des tcp/ip-protokolls per http übertragenen daten mitzulesen und darauf zu reagieren (dies wäre in der tat ein belauschen aller kunden und käme einer zensur gleich), sondern eben schon direkt auf der protokollebene die routen zu diesen bestimmten IPs kurzerhand zu kappen bzw. umzuleiten.

    da dieses verbiegen der route verdachts- und kundenunabhängig erfolgen kann, handelt es sich dann immer noch unstreitig um zensur, ein belauschen der kundendatenströme im inhaltlichen sinne findet aber nicht statt (sofern man sich darauf einläßt, den request zum server „gib mir die seite xy vom host mit der IP 1.2.3.4“ nicht als inhalt zu bewerten).

    das ganze kommt in etwa der bei versierteren internetnutzern durchaus geläufigen praxis, die namensauflösung bekannter spam- und adserver per eintragung in …/etc/hosts zu verbiegen.

    problematisch wird die angelegenheit erst, wenn der kipo-müll auf nem shared host liegt und folglich inhaltlich nicht beanstandbare inhalte quasi als kollateralschaden ebenfalls nicht mehr verfügbar sind.

    was das kindliche gebrabbel von gebärmaschine v.d.leyen eigentlich erst so witzlos macht ist vielmehr der umstand, daß sich diese providerseitige filterung durch den simplen einsatz eines proxy-servers schon wieder umgehen läßt. und wenn alle stricke reißen, dann kapselt man den request zur zensierten information kurzerhand in einen nicht filterbaren envelope, um zunächst dem vom provider aufgebauten „käfig“ zu entkommen.
    die c’t hat vor JAHREN mal sehr anschaulich demonstriert, wie man schlicht die DNS-auflösung zweckentfremden kann, um durch JEDE firewall zu kommen – effektiv wäre dieses prinzip auch auf jede beliebige filterung anwendbar, die erst auf tcp/ip- oder http-basis greift.

    @paranoia: wenn du in eine kneipe gehst, denk immer dran nen sendestarken funkscrambler und nen rauschgenerator mit einzupacken, damit niemand deine gespräche abhören kann. hey, diese papierschiffchen-artigen mützen aus alufolie schirmen auch ab, daß niemand deine gedanken belauschen kann ;)